Murmur
Dokudrama
Dokudrama
von
Laslo Chenchanna
2025
23
Minuten

Die Erzählung folgt einer Gruppe von vier Frauen, die auf einem abgelegenen Bauernhof in
einer dystopischen Sci-Fi-Welt leben. Ihre Stimmen sind ihr Archiv: Sie bewahren Erinnerungen
durch polyphones Singen, das in den Objekten/Wesen, mit denen sie koexistieren, nachhallt. In
einer von Isolation geprägten Welt wird gemeinsames Singen zu einem Akt des Widerstands
gegen das Vergessen. Diese Praxis ist in einer langen Tradition mündlicher Überlieferung
verwurzelt, verstanden als lebendiges Archiv.
Das künstlerische Filmprojekt Murmur untersucht den Chorgesang als Ritual und kulturelles
Instrument kollektiven Erinnerns. Durch die Verbindung dokumentarischer Elemente mit einer
spekulativen Erzählung wird erforscht, inwiefern Chorgesang als akustisches Archiv
funktionieren und als Mittel zur Bewahrung von Identität und Gemeinschaft dienen kann. Der
Film verortet sich an der Schnittstelle von Dokumentation und spekulativer Fiktion und reflektiert
die Materialisierung von Erinnerung durch Stimme und Klang.
Im Zentrum steht die analoge Stimme: als Körper oder Gefäß für Erinnerungen, aber auch als
Medium, in dem Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Trost entstehen. Ob im kollektiven Singen
oder Sprechen – die Stimme besitzt eine physische Präsenz, die tief mit emotionaler und
sozialer Erfahrung verwoben ist. Trinh T. Minh-ha beschreibt diese Form der mündlichen
Tradition als die früheste Form des Archivs: „The world’s earliest archives or libraries were the
memories of women. Patiently transmitted from mouth to ear, body to body, hand to hand.

”Diese physische und intime Dimension des Archivierens steht im Kontrast zu den Auswirkungen
technologischen Fortschritts, der – wie Christine Smallwood betont – die Stimme zunehmend
vom Körper, aus dem sie stammt, entkoppelt: „Every technological advance casts the voice a
little further out of the body, abolishing time (killing it) with greater speed. Our voices can be
together everywhere and all the time, which is just another way of saying we are always very far
apart.”